Magic Moments – Oder wie begeistere ich meine Klienten

Der Rote Milan im Wald

Magic Moment – Letzte Woche schnappte ich mir wie immer meinen Klienten und drehte bei mir im Wald mit ihm eine Laufrunde. Meist nutzen wir das, um ein wenig runter zu kommen, den Alltag hinter uns zu lassen, den Stress quasi wegzulaufen, um im Anschluss, Kraft und Energie zu tanken. Dies kann in Form von klassischen funktionellem Training erfolgen oder eine wunderbare – wie oft wünsche ich mir, dass das mal einer mit mir macht – Entspannungseinheit mittels passivem Beweglichkeitstraining.

Ich denke, solche Trainingseinheiten kennen wir alle.

Ich liebe es, immer mal wieder sogenannte „Magic Moments“ mit meinen Klienten zu erleben. Entweder bewusst von mir initiiert oder rein zufällig wie genau letzte Woche.

Durch meinen wunderbaren Papa durfte ich lernen, dass ich nicht einfach nur „so“ durch den Wald laufe. Als er früher mit mir Joggen ging, um für den nächsten Crosslauf fit zu sein, war es immer ein Wettkampf zwischen uns, wer entdeckt das erste Tier, das Reh, das Käutzchen in der Baumgabelung, den Fliegenpilz am Wegesrand oder den Hufabdruck des Wildschweines. Nun bin ich kein ausgewiesener Fährtenleser, aber immer wenn ich im Wald bin, genieße ich die Ruhe und beobachte. So auch beim Laufen mit meinen Klienten.

Mein Personal Training soll nicht ein reines „durch den Wald laufen“ sein. Ich möchte, dass mein Klient diese Laufeinheit erlebt, dass er sie spürt, sich spürt und die frische Luft genießt. Natürlich kann auch mal der Blick auf den Herzfrequenzmesser die geplante Trainingssteuerung bestätigen oder ggf. korrigieren. Und doch wünsche ich mir, dass dies nicht alles ist.

Und zum Glück ist es das nicht immer. Dann gibt es wie letzte Woche diese magischen Momente, diese „Magic Moments“, die meinen Klienten und mir noch lange Zeit in Erinnerung bleiben. Es sind Momente, die wir viel zu selten erleben, zu selten genießen oder sie im Alltag nahezu unter gehen, weil wir es nicht sehen oder es auch gar nicht „geplant“ war zu sehen. Oder weil es zu banal erscheint…?

Was war passiert?

magic moment

Magic Moment im Wald

Wir liefen gemeinsam durch den Wald, in einem guten Rhythmus und meist den Kopf gesenkt, damit wir wissen, wohin der nächste Schritt gesetzt wird. Eigentlich müßte ich schon längst unter einem HWS-Syndrom leiden. 
Ich sah aus den Augenwinkeln etwas Großes wegfliegen. Komisch dachte ich mir, geht doch gar nicht. Der Wald ist viel zu dicht, die Bäume und Sträucher stehen viel zu eng, da kann nichts fliegen. Und doch sah ich diesen riesigen Vogel. Verwirrt fragte ich flüsternd meinen Klienten, ob er das auch gesehen hatte. Er verneinte. Ich wollte mich gerade wegdrehen, als ich eine zweite große „Gestalt“ auf einem Baumstumpf sitzen saß. Ich blieb abrupt stehen und nach ein paar Schritten mein Klient auch. Leise schlichen wir uns in Richtung Baumstumpf und sahen ihn, einen riesigen roten Milan. Erkennen können wir ihn in den Lüften immer sehr schön anhand seines „Gabelschwanzes“, deswegen auch oft „Gabelweihe“ genannt. Dieser wunderschöne Greifvogel ist in der Region wo ich wohne typischerweise nicht anzutreffen und mitten im dichten Wald hab ich ihn noch nie einen gesehen. Er saß einfach da und beobachtete uns. Wer weiß, was er dachte … mein Klient und ich waren zumindest tief berührt von diesem faszinierenden Anblick. Er war riesig, majestätisch und erhaben. Und ich fühlte mich zurückversetzt in meine Kindheit und mein Klient sagte spontan: er wisse nicht, ob er sowas überhaupt schon mal erlebt hatte. Es war purer Genuss für die Sinne.

Mit einem dicken Grinsen joggten wir nach Hause. Noch heute, Tage später genieße ich diesen Anblick vor meinem inneren Auge. Ich erinnere mich an andere „Magic Moments“ in meinen Personal Training Einheiten. So weiß ich noch sehr genau, wie ich mit dem Chef einer großen Kölner Steuerberatungskanzlei am Rhein joggen wollte. Im Wetterbericht wurde gesagt, es soll Starkregen geben. Also … was machen wir..? Hmm, lassen sie uns im Büro bleiben und Gymnastik machen (ich holte ihn immer im Büro ab). Nein dachte ich mir damals. Wir haben Sommer und so schlimm kann es nicht werden.

Es war, glaub ich, der schlimmste Regen, den ich in all den 19 Jahren in einer Trainingseinheit erlebt habe. Natürlich begann er am entferntesten Punkt der Laufstrecke und wir kamen wie die Pudel begossen zurück ins Büro. Die Sekretärinnen drehten sich um und lachten laut, als sie ihren Chef sahen. Oh Gott dachte ich im ersten Moment; wie peinlich für ihn. Doch er sagte zu mir: „Wissen Sie Herr Kieß, ich kann mich nicht erinnern, wann ich das zum letzten Mal erlebt habe.“

Herrlich.

Beides waren ungeplante „magische“ Momente im Training. Natürlich können wir so etwas nicht steuern. Aber wir können für DAS BESONDERE in unseren Trainingseinheiten sorgen. Unsere Klienten sind oft in starren (Bewegungs-)Mustern tagtäglich unterwegs. Sie haben selten genug Zeit für sich oder die Familie. Sie haben selten Gelegenheit für Genuss. Sie haben leider stellenweise vergessen, wie es ist, sich oder die Natur zu spüren. Sie funktionieren oft. Sollten wir dann einzig ein funktionierendes Training „oben aufsetzen“?

Nicht immer. Manchmal dürfen wir auch anders sein. Das finde ich zumindest. Machmal dürfen wir etwas ganz Besonderes machen. Natürlich auch bewusst. Ich denke da an den frisch gepressten Orangensaft aus „dem Kofferraum“ meines Autos heraus. Oder an den Magic Moment, den Klienten nach der winterlichen Laufeinheit kurz vorm Ende die Schuhe und Socken ausziehen zu lassen, damit er barfuß durch den Schnee geht. Glaube mir, dass wird er den ganzen Tag nicht vergessen. Er wird es seinem Vorstandskollegen, Mitarbeiter und seiner Frau am Abend noch erzählen, was Verrücktes sein Personal Trainer heute mit ihm gemacht hat. Und wenn Du „Glück“ hast, erfährt dadurch der Kollege, dass es Dich gibt und möglicherweise bekommst Du daraufhin einen Anruf eines potentiellen Interessenten. Zumindest hab ich es so erlebt.

EginhardWarum schreibe ich das alles? Natürlich nicht, weil Du nun Vogelfreund werden sollst. Ich möchte Dich darauf aufmerksam machen, dass wir nicht immer nur unser Training im Vordergrund sehen müssen. Schaffe in Deinen Trainings – hin und wieder – besondere Momente. Momente, die Deinem Klienten lange Zeit in Erinnerung bleiben. Momente, die er mit Dir erlebt hat und die ihn an Dich binden. Das kann mal der grüne Smoothie nach dem Training sein, das selbstgemachte Paleo-Müsli, die handgeschriebene Geburtstagskarte für die Frau Deines Klienten oder eben das blind durch den Wald führen innerhalb einer Laufeinheit, auch wenn es gerade nicht in den Mikrozyklus passt. Für mich heißt das: DAS BESTE. FÜR KÖRPER, GEIST UND SEELE. Du wirst sicherlich Deine „Definition“ dafür haben.

Ich wünsche Dir spannende Magic Moments in Deinen Trainingseinheiten und begeisterte Klientenauen

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