Hat die Branche Personal Training ein Problem?

Rechnung im Personal Training

Was sind die Hauptprobleme der Branche Personal Training?

Ich habe lange überlegt, ob ich dazu einen Blogbeitrag schreibe. Warum? Es fällt mir nicht leicht, geb ich zu. Es kann ja sein, dass ich mit meinem derzeitigen Blick auf unsere Branche Personal Training völlig falsch liege; ich ggf. dramatisiere oder es viel zu negativ sehe, es allen Kollegen doch recht gut geht.

Und ich möchte natürlich viel lieber was Positives schreiben, weil ich grundsätzlich Optimist bin. Doch derzeit beschäftigt mich viel….

Die Chancen waren nie besser als jetzt

Die Kassen schrauben ihre Leistungen runter und werden teurer. Es gab selten so viele Kranken- und Ausfalltage in Unternehmen wegen fehlender Wertschätzung und Anerkennung. Die Erkrankungsraten bei Diabetes und psychischen Erkrankungen steigen sprunghaft. Parallel gab es noch nie so viele Berührungspunkte mit Gesundheit, mit gesunder Ernährung und unserem Berufsbild. In nahezu jedem Magazin wird über Personal Trainer berichtet. Ob Aldi, Men‘s Health, Betriebskrankenkassen oder Unternehmen – viele bedienen sich der Dienste eines Personal Trainers und optimieren die Gesundheit ihrer Kunden.

Warum sind dann aber so wenige Personal Trainer überhaupt überlebensfähig?

Warum sind nicht wirklich viele Personal Trainer Kollegen langfristig über Jahrzehnte im Beruf? Ich bin seit über 20 Jahren als Personal Trainer hauptberuflich tätig und habe in dieser Zeit viele Höhen und Tiefen erlebt, jede Entwicklungsphase unserer Branche erlebt. Ende 2017 wurde mir leider eines erschreckend bewusst:

Von den Kollegen, die mit mir 1997, 1998, 1999 angefangen haben, gib es heute kaum noch welche. Fast alle haben ihre hauptberufliche Tätigkeit als Personal Trainer eingestellt oder machen es nur noch ein klein wenig nebenher. Ich frage mich, woran liegt das? Ich hoffe natürlich, dass der der ein oder andere Kollege diesen Beitrag liest und einen Kommentar hinterläßt oder das meine aktuelle Sicht widerlegt wird.

Unterhalte ich mich mit altgedienten Personal Trainern höre ich immer öfter, dass es nicht mehr so viel Spaß macht, wie früher. Dass es keine Herausforderungen im Beruf mehr gibt. Dass es nervt, immer den selben Tagesablauf zu haben. Dass der „Ofen irgendwie aus ist“. Dass die Freude und Motivation verloren gegangen ist. Dass es nicht mehr so leicht ist, Klienten zu akquirieren, wie früher und vieles mehr.

Warum ergeht es nun den einen Kollegen so und andere, zu denen ich mich auch zähle, denen geht es nicht so?

Zum einen bin ich davon überzeugt, dass all diese Punkte sehr von der Qualität meines Klientels abhängen. Ich habe dazu schon in dem ein oder anderen Blogbeitrag etwas geschrieben.

20 Jahre als Personal Trainer
Erfolg als Personal Trainer?

Ich halte es für elementar, dass wir in unserem Beruf nur mit Menschen zusammenarbeiten sollten, die mich keine unnötige Energie kosten. Die ich mag, wie ich es so gerne sage. Ich freue mich auf jeden einzelnen Klienten. Ich fahre gerne zu ihm und hab „Bock“ auf das gemeinsame Personal Training. Überprüfe einmal für Dich, ob das mit jedem Klienten so ist. Ob Du jede Trainingseinheit wirklich gut findest. Personal Training kostet uns immer Energie; das ist normal. Vermutlich ist das DAS zentrale Thema unserer Dienstleistung – auf allen Ebenen.

Wer ist dafür verantwortlich, wenn ich den Spaß, die Freude verliere?

Überlege es Dir, woran es liegt? Liegt es an Deinem Klienten? Oder liegt es an Dir? Die Antwort darauf ist wichtig, weil Du mit Sicherheit beides beeinflusst, bewusst oder unbewusst. Sei Dir bewusst, dass Du für diesen Zustand zuständig bist. Ist dieser Zustand dauerhaft so, wissen wir was es mit uns macht. Es führt zu den oben genannten Ergebnissen und irgendwann ist meine Arbeit als Personal Trainer beendet. Für mich keine Option.

Was kann ich also tun, um dies zu verhindern? 

Ich möchte es nochmals benennen und betone, dass das meine eigene Sicht auf unsere Branche ist: Nur wenige Personal Trainer sind dauerhaft von Personal Training überlebensfähig und haben auch nach 10, 20 oder 30 Jahren noch Freude an ihrer Arbeit.

Welche Lösungen gibt es?

Ich möchte eine Art Check-Liste machen und freue mich, wenn Du in Form eines Kommentars gerne die Liste ergänzt, Deine Erfahrungen mit mir und den Lesern teilst und möglicherweise auch schreibst, wenn Du etwas ganz anders siehst. Je mehr Anregungen kommen, können um so mehr Erfahrungen ausgetauscht werden.

Checkliste

  • Wie bereits betont: Trainiere nur Menschen, die Du magst.
  • Entsprechend musst Du Dich in Deiner Kommunikation schulen. Wie verkaufst Du Dich? Wie trittst Du in diesem Gespräch auf? Welchen Nutzen bietest Du? Warum soll der Klient Dich buchen? Ein Kennenlerngespräch ist auch dafür da, dass Du feststellst, ob der Klient zu Dir passt. Nicht nur umgekehrt.
  • Wie genau sieht Dein Personal Training Konzept aus? Kannst Du es auf den Punkt kommunizieren. Hier empfehle, auch wenn es wirklich sehr schwer ist, sich mal einen sogenannten „Elevator Pitch“ zu überlegen. Eine echte Herausforderung, die aber hilft.
  • Wer ist Deine Zielgruppe? Welche Eigenschaften hat Deine Zielgruppe? Und bitte hier nicht so in etwa: Ich trainiere Männer und Frauen, zwischen 35 bis 65, die abnehmen wollen oder kräftiger oder ihre Kondition verbessern wollen. Das ist KEINE Zielgruppe. Deine Zielgruppe sollte viel mehr Eigenschaften haben. Ich sag mal, so ab 30 aufwärts wird es gut. Das ist übrigens das Hauptthema in meinen Business Coachings. Viele Kollegen kennen ihre Zielgruppe nicht ganz genau. Es ist aber die Basis von allen.
  • Mache eine exakte Liquiditätsplanung. Auf Heller und Pfennig. Diese berücksichtigt den aktuellen Status quo, zukünftige Investitionen und vor allem Deinen zukünftigen Lebensweg. Wo willst Du in 5, 10 oder 20 Jahren stehen? Was wirst Du mit 70 Jahren zum Leben brauchen? Und vieles mehr…
  • Plane Deine persönliche Entwicklung. Welche Fortbildungen willst Du besuchen? Welche Themen passen zu Deiner Entwicklung und formen Dich zu DEM besten Personal Trainer für Deine Klienten? Und was wird sich ggf. in 10 Jahren geändert haben? Dazu ist es wichtig, dass wir uns immer wieder auch mit uns selbst auseinandersetzen.
  • Reagiere auf Veränderungen. Sowohl in Deinem Leben als auch in der Branche. Auch wenn Veränderungen oftmals unbequem sind, mach es. Sie bringen Dich weiter. Gerade in meinem letzten Podcast habe ich dieses Thema aufgegriffen.
  • Tausche Dich mit erfahrenen Kollegen aus und nutze deren Erfahrungen und Know-how. Falls Du Dich jetzt fragen solltest: Wie das denn? Das geht nicht. Die sehen mich doch als Konkurrenz. Nun ja, Du beschreibst dann damit ein typisches Phänomen unserer Branche. Diese Kollegen vergiss einfach. Suche die, die es tun. Mir laufen ständig welche über den Weg. Und wenn Du absolut niemanden finden solltest, rufe mich an oder schau hier. Da gibts auf alle Fälle welche.
  • Und … arbeite nicht 24 Stunden, 7 Tage die Woche als Personal Trainer. Ich empfehle immer: 1 Tag in der Woche gibt es kein Personal Training. Wir brauchen einen Tag Pause. Mache bitte nicht täglich 7, 9 oder mehr Trainings, egal was. Also auch nicht 5 Personal Trainings und 4 Kurse. Mach es bitte nicht. Dann sind wir nämlich wieder bei dem Thema Energie; möglicherweise aber auch beim sozialen Umfeld, Familie und vielem mehr.

Ich hoffe, ich konnte Dir ein paar Anregungen, Ideen und Sichtweisen mit auf den Weg geben. Und bitte kommentiere gerne meine Gedanken, gib mir Dein Feedback. Ich freue mich darüber und danke Dir bereits jetzt.

Ich wünsche Dir von Herzen Erfolg bei Deinem Beruf als Personal Trainer. Möge er Dir auch noch in 20 oder 30 Jahren große Freude mich und Dich erfüllen. Es lohnt sich.

Wenn Du Fragen an mich hast oder Dich für die Zukunft sicher wappnen willst, dann kontaktiere mich gerne.

Diesen Artikel teilen:

Das könnte dich auch interessieren: